Die Phase II beachten – affektive Methoden abzunehmen

Die Phase II ist die Phase der endgültigen Gewichtsstabilisierung. Ein Gewichtsverlust ist eine tolle Sache, doch sollte dieser Erfolg nicht nur vorübergehender Natur sein. Jede nicht langfristig ausgerichtete Abmagerungsmethode ist völlig sinnlos und kann sogar schwerwiegende Folgen haben. Um eine Gewichtsstabilisierung zu erreichen, sind einige wichtige Prinzipien zu beachten.

1. Man sollte sich ein realistisches Ziel setzen; es ist besser, einen Gewichtsverlust anzustreben, den man auch erreichen kann, als von einer Gewichtsabnahme zu träumen, die nicht zu verwirklichen ist. Das Körpergewicht sollte dabei den BMI-Wert von 201 nicht unterschreiten. Einige Frauen scheinen diese Grundforderung zu ignorieren!

2. Man sollte die Ernährung nicht länger einschränken, da dies Frustrationen verursacht. Sobald man sich wieder normal ernährt, rächt sich der Organismus in der Regel dadurch, dass er unverzüglich Fettreserven anlegt. Da die Montignac-Methode jedoch selektiv, und nicht restriktiv ist, wird dies bei der Anwendung kein Hindernis darstellen.

3. Man sollte mit psychischen Belastungen umgehen lernen. Die Änderung der Ernährungsgewohnheiten führt zwar zu einem befriedigenden Gewichtsverlust, doch kann dies nur ein Aspekt einer grundlegenden Umstellung der Lebensweise sein.

4. Man sollte sich über sein Ernährungsverhalten klar werden. Essen darf keine Stressreaktion sein (aus Langeweile, Angst oder aus Mangel an Liebe). Bei Bedarf kann eine entsprechende Psychotherapie miteinbezogen werden.
Als alternative Stressbewältigung bieten sich Entspannungsübungen oder Yoga an.

5. Falls man damit begonnen hat, Sport zu treiben, um die Normalisierung der Insulinfunktion zu beschleunigen, sollte man diese körperliche Betätigung beibehalten. Dies wirkt sich positiv auf die Figur, Cellulitis und die Psyche aus.

Die Montignac-Methode erleichtert aus mehreren Gründen die Gewichtsstabilisierung:
• es bestehen keinerlei Einschränkungen hinsichtlich der Quantität. Nach Beendigung der Phase I entsteht deshalb kein „Jo-Jo- Effekt“ (der Organismus reagiert nicht mit einer Gewichtszunahme, da er keine Entbehrungen erlitten hat);
• die in der Phase I vorgenommene Umstellung der Ernährungs-gewohnheiten wird ohne Stress fortgeführt, zumal durch die Erweiterung der Auswahl sehr vielseitig gegessen werden darf;
• es kommt zu keinen Störungen im Essverhalten, da die Phase I sehr gut vertragen wird und ein körperliches Wohlbefinden entstehen lässt. Vom erzieherischen Gesichtspunkt aus stellt die Methode eine echte Verhaltenstherapie dar.

Wer sich genau an die Empfehlungen aus dem vorhergehenden Kapitel gehalten hat, müsste die positive Wirkung bereits deutlich spüren.

Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass sich der Organismus eventuell gegen die Umstellung der Ernährungsgewohnheiten zur Wehr setzt.

Da der Organismus im Laufe der Jahre eine regelrechte Abhängigkeit von den schlechten Kohlenhydraten entwickelt hat, wird er nicht so ohne weiteres nachgeben.

Diese Abhängigkeit ist vergleichbar mit der Alkohol- oder Nikotinabhängigkeit; in diesen Fällen kann es bei einer Entwöhnung zu Entzugserscheinungen kommen.

Da der Organismus seit langem von außen mit Glukose versorgt wird, ist eine eigene Glukoseproduktion nicht mehr notwendig. Sobald eine Hypoglykämie besteht, wird dem Organismus die benötigte Glukosemenge zugeführt. Er hat somit keine Veranlassung, selbst Glukose herzustellen, um den Blutzuckerspiegel auf dem normalen Niveau zu halten.

Eine Reduzierung der Kohlenhydratzufuhr bewirkt eine geringere Glukoseversorgung, so dass der Organismus gezwungen ist, selbst Glukose über die Fettreserven herzustellen. Es kann sein, dass sich der Organismus zunächst weigert, seine eigene Glukose zu produzieren.

Die Folge davon ist eine zeitweilige Hypoglykämie, die sich hauptsächlich durch Müdigkeit äußert.
Man sollte auf keinen Fall nachgeben und irgend etwas Süßes zu sich nehmen (auch nicht vorübergehend)!

Diese Resistenz gegen die Ernährungsumstellung, die beim Organismus in den ersten Wochen der Phase I auftreten kann, ist vor allem bei kräftigen, Sport treibenden Personen zu beobachten. Auch hier wird dies durch eine plötzlich auftretende Müdigkeit sichtbar. In leichteren Fällen ist es am besten, Mandeln oder Haselnüsse zu verzehren, da sie viele Nährstoffe enthalten.

Im Falle eines stärkeren Energieabfalls ist Trockenobst (Feigen oder Aprikosen) zu bevorzugen, da es auf jeden Fall über „gute Kohlenhydrate“ verfügt.

Der Organismus wird sehr schnell begreifen, dass ihm nichts anderes mehr übrig bleibt, als seine natürlichen Funktionen zu reaktivieren und selbst Glukose über die eigenen Fettreserven herzustellen.

Die „Abonnenten“ kalorienreduzierter Diäten, die über einen langen Zeitraum zu wenig Nahrung zu sich genommen haben und schon beim Anblick von Süßem dicker zu werden scheinen, müssen eventuell mit einer leichten Gewichtszunahme rechnen (höchstens zwei oder drei Kilo), die jedoch nur vorübergehender Natur sein wird.

Es ist ganz normal, dass sich der Organismus durch die jahrelang erlittenen Entbehrungen in einer Art Abwehrstellung befindet. Nachdem er plötzlich die benötigte Energie zur Verfügung hat, die ihm die ganze Zeit vorenthalten wurde, neigt er natürlich dazu, Fettreserven anzulegen. Dieser Zustand hält jedoch generell nur einige Tage an. Man sollte auf keinen Fall den Fehler begehen, wieder weniger zu essen, denn dadurch würde sich alles noch verschlimmern. Es ist unter allen Umständen weiterzumachen!

Der Organismus wird sehr schnell wieder Vertrauen fassen und begreifen, dass man nur Gutes im Sinn hat. Innerhalb von wenigen Tagen wird man nicht nur dieses zusätzliche Übergewicht verloren haben, sondern auch die ersten Erfolge erzielen. Wer eine äußerst kalorienreduzierte Diät hinter sich hat, sollte die Kalorienzufuhr allmählich steigern unter Berücksichtigung der empfohlenen Speisen. Damit wird vermieden, dass eine zu große Diskrepanz entsteht, die häufig zu einer vorübergehenden Gewichtszunahme führt, was durch einen „ausgehungerten“ Organismus verursacht wird, der immer noch an seinen bisherigen Reaktionen auf eine reduzierte Kalorienzufuhr festhält.

Es kann auch sein, dass man anfangs dünner zu werden scheint, obwohl man nicht an Gewicht verliert. Dies liegt daran, dass die Muskelmasse durch die kalorienreduzierten Diäten unterentwickelt ist (Proteinmangel) und während der ersten Tage (oder manchmal auch Wochen) eine Fettverlagerung dahingehend stattfindet, dass Fette abgebaut werden, um die Muskelmasse wieder aufzubauen.

Den Leser interessiert es im Moment wahrscheinlich am meisten, wie lange die Phase I dauert.

Dies hängt völlig von dem angestrebten Gewichtsverlust, der individuellen Sensibilität und der konsequenten Anwendung der Prinzipien der Phase I ab.

Um das Hauptziel der Phase I – die Normalisierung der Bauchspeicheldrüsenfunktion – zu erreichen, sollte genügend Zeit aufgewendet werden (von einigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten), damit eine dauerhafte Verbesserung der Insulinfunktion eintreten kann.

Die Phase II ist nichts anderes als die natürliche Verlängerung der Phase I. Allerdings sind in dieser Phase von Zeit zu Zeit Ausnahmen zugelassen, die entsprechend gehandhabt werden müssen.

Im vorhergehenden Kapitel ging es darum, schlechte Ernährungsgewohnheiten abzulegen und gute anzunehmen.

In der Phase II ist diese Umstellung der Ernährungsgewohnheiten weiterhin gültig; es besteht lediglich eine Änderung dahingehend, dass bestimmte Prinzipien flexibler ausgelegt werden können.